Wie Atemübungen den Fokus stärken können

In einer Welt voller Reize und ständiger Ablenkung suchen viele Menschen mit ADHS nach neuen Wegen, um ihren Alltag zu meistern. Neben klassischen Therapien und Medikamenten rücken immer häufiger ganzheitliche Ansätze in den Fokus. Einer davon ist Pranayama – die Kunst der bewussten Atemkontrolle, die ihren Ursprung im Yoga hat.

Aber kann einfaches Atmen wirklich bei Konzentrationsschwierigkeiten, innerer Unruhe und Impulsivität helfen, die oft mit ADHS einhergehen?

Was ist Pranayama?

Pranayama kommt aus dem Sanskrit und setzt sich aus den Wörtern „Prana“ (Lebensenergie, Atem) und „Ayama“ (Kontrolle, Ausdehnung) zusammen. Es geht dabei nicht nur um das Ein- und Ausatmen, sondern um eine bewusste Lenkung des Atems, um das Nervensystem zu beruhigen und den Geist zu klären.

Während unser Alltag oft von einer schnellen, flachen Atmung geprägt ist, lehrt uns Pranayama, tief, langsam und rhythmisch zu atmen. Diese Praxis kann wie ein Anker wirken, der uns in stressigen Momenten erdet und uns hilft, den Fokus wiederzufinden.

Wie Atemübungen bei ADHS wirken

Die Forschung zu Pranayama und ADHS steckt noch in den Kinderschuhen, aber erste Studien und Erfahrungsberichte sind vielversprechend. Die Wirkung lässt sich auf mehrere Mechanismen zurückführen:

  1. Beruhigung des Nervensystems: Viele ADHS-Betroffene erleben eine ständige Überaktivität des sympathischen Nervensystems (dem „Kampf- oder Flucht-Modus“). Pranayama aktiviert das parasympathische Nervensystem, das für Entspannung und Regeneration zuständig ist. Eine verlangsamte, tiefe Atmung signalisiert dem Gehirn, dass keine Gefahr besteht. Das kann Hyperaktivität und innere Unruhe reduzieren.
  2. Training der Aufmerksamkeit: Eine der größten Herausforderungen bei ADHS ist die mangelnde Fähigkeit, die Aufmerksamkeit über einen längeren Zeitraum auf eine Sache zu lenken. Pranayama zwingt den Geist dazu, sich auf den Atem zu konzentrieren. Diese bewusste Fokussierung ist wie ein gezieltes Training für das Gehirn und kann dazu beitragen, die Konzentration im Alltag zu verbessern.
  3. Verbesserung der Emotionsregulation: ADHS geht oft mit starken emotionalen Schwankungen einher. Pranayama kann helfen, einen inneren Raum zu schaffen, in dem man Emotionen wahrnimmt, ohne sofort impulsiv zu reagieren. Die beruhigende Wirkung der Atmung kann dazu beitragen, emotionale Überreaktionen zu dämpfen und mehr Gelassenheit zu finden.

Praktische Übungen für den Alltag

Die gute Nachricht ist: Sie brauchen keine komplizierte Ausrüstung, um mit Pranayama zu beginnen. Schon wenige Minuten am Tag können einen Unterschied machen. Probieren Sie zum Beispiel folgende einfache Übungen aus:

  • Die 4-7-8-Atmung: Atmen Sie 4 Sekunden lang durch die Nase ein, halten Sie den Atem 7 Sekunden lang an und atmen Sie dann 8 Sekunden lang durch den Mund aus. Diese Technik wirkt besonders beruhigend.
  • Die Wechselatmung (Nadi Shodhana): Eine Handhaltung (Mudra) hilft Ihnen, abwechselnd durch das linke und rechte Nasenloch zu atmen. Diese Übung kann den Geist ausgleichen und die Konzentration fördern.

Es ist wichtig, Pranayama nicht als Allheilmittel, sondern als ergänzendes Werkzeug zu sehen. In Kombination mit therapeutischen Maßnahmen und, falls nötig, Medikamenten kann es Ihnen helfen, die Symptome von ADHS besser zu verstehen und zu bewältigen. Es ist ein Weg, die Verbindung zu Ihrem eigenen Körper und Geist zu stärken und mehr Ruhe in Ihr Leben zu bringen.

Namaste,

Thomas

inRelax® – Yoga und Workshops in Krefeld