Hast du dich jemals gefragt, ob hinter der scheinbaren Vielfalt der Welt eine tiefere Einheit steckt? Ob das, was wir als „Ich“ erleben, mehr ist als nur unser Körper und unsere Gedanken? Wenn ja, bist du bereits auf den Spuren einer der tiefgründigsten und einflussreichsten philosophischen Schulen Indiens: dem Advaita Vedanta.
Dieses jahrtausendealte Weisheitssystem ist nicht nur ein intellektuelles Konstrukt, sondern ein Wegweiser zu tiefem inneren Frieden und Selbsterkenntnis. Aber was bedeutet „Advaita Vedanta“ eigentlich genau? Lass es uns aufschlüsseln.
Die Bedeutung hinter dem Namen
Der Begriff Advaita Vedanta besteht aus zwei Schlüsseln:
- Advaita: Das ist das Herzstück der Lehre. Aus dem Sanskrit übersetzt bedeutet es wörtlich „Nicht-Zweiheit“ oder „Nicht-Dualität“. Es ist die radikale Erkenntnis, dass es letztlich keine Trennung gibt – weder zwischen dir und der Welt, noch zwischen dir und dem Göttlichen. Alles ist eins.
- Vedanta: Dieser Teil setzt sich zusammen aus „Veda“ (Wissen) und „Anta“ (Ende, Schluss oder Höhepunkt). Vedanta bezieht sich auf die philosophischen Schriften der Upanishaden, die den krönenden Abschluss der Veden, der heiligen Schriften des Hinduismus, bilden. Es ist also das „Ende allen Wissens“ oder der „Gipfel der Weisheit“.
Zusammengenommen bedeutet Advaita Vedanta also die Lehre der Nicht-Dualität, die auf den Weisheiten der Upanishaden basiert.
Die drei Säulen des Advaita Vedanta
Um die Essenz des Advaita Vedanta zu verstehen, blicken wir auf seine drei zentralen Aussagen:
- Brahman ist die einzige Realität: Brahman ist das absolute, unendliche, unveränderliche und höchste Prinzip. Es ist die eine, formlose und namenlose Realität, die alles durchdringt und die Ursache von allem ist, was existiert. Es ist jenseits von Raum, Zeit und Kausalität – die ultimative Wahrheit.
- Atman ist Brahman: Hier wird es persönlich! Atman ist das individuelle Selbst, dein innerster Kern, das, was du wirklich bist, jenseits deines Körpers, deiner Gedanken und Gefühle. Die revolutionäre Erkenntnis des Advaita Vedanta ist, dass dein Atman in Wahrheit identisch mit Brahman ist. Die scheinbare Trennung zwischen dir (dem Individuum) und der universellen Realität ist eine Illusion. Du bist nicht nur ein Teil des Ganzen, du BIST das Ganze.
- Die Welt ist Maya: Wenn Brahman die einzige Realität ist und Atman Brahman ist, was ist dann mit der Welt um uns herum? Die physische Welt, die wir sehen, hören, riechen und fühlen, wird als Maya bezeichnet. Maya ist keine absolute Nicht-Existenz; sie ist eine „scheinbare Realität“ oder eine „relative Realität“. Es ist wie ein Traum, der sich real anfühlt, solange wir träumen, aber verfliegt, wenn wir aufwachen. Maya ist das Ergebnis unserer Unwissenheit (Avidya), die uns die Einheit als Vielfalt erscheinen lässt. Sie ist der Schleier, der unsere wahre Natur verdeckt.
Der Weg zur Befreiung
Das Ziel des Advaita Vedanta ist die Befreiung (Moksha) von Leid und dem Kreislauf von Geburt und Tod. Diese Befreiung wird nicht durch äußere Rituale oder durch das Erlangen von etwas Neuem erreicht, sondern durch die Erkenntnis der eigenen wahren Natur. Wenn du erkennst, dass dein Atman identisch mit Brahman ist und die Welt (Maya) eine Erscheinung ist, löst sich die Unwissenheit auf und du erfährst einen Zustand der unerschütterlichen Glückseligkeit und Freiheit.
Meister wie Sri Shankaracarya, der im Vivekachudamani (Das Kronjuwel der Unterscheidung) diese Lehren brillant darlegt, betonen, dass diese Erkenntnis nicht nur intellektuell sein darf. Sie muss durch tiefgehende Reflexion, Studium und vor allem durch meditative Praxis erfahren werden. Erst dann wird die Nicht-Zweiheit zur gelebten Realität.
Advaita Vedanta bietet einen tiefen philosophischen Rahmen und einen praktischen Weg, um die Illusion der Trennung zu überwinden und die Einheit zu erfahren, die allem zugrunde liegt. Es ist eine Einladung, über das Offensichtliche hinauszuschauen und die unendliche Natur deines eigenen Seins zu entdecken.
Namaste,
Thomas
inRelax® – Yoga und Workshops in Krefeld