Warum das Solarplexus-Chakra mehr ist als Esoterik

Wenn ich mit Teilnehmern von Einzelstunden in Yoga-Basierter-Traumatherapie von Chakren spreche, sehe ich oft ein kurzes Zögern. Besonders bei Menschen, die primär wegen der evidenzbasierten Methoden zu mir kommen. Chakren? Ist das nicht „nur“ spirituelle Philosophie?

Meine Antwort an dich ist klar: Nein. Es ist oft einfach pure Anatomie, übersetzt in eine bildhafte Sprache.

Mir ist es wichtig, genau diese Brücke für dich zu schlagen. Wir müssen aufhören, „Spiritualität“ und „Wissenschaft“ als Gegensätze zu sehen. Oft beschreiben sie exakt dieselben Phänomene – nur in unterschiedlichen Sprachen.

Wichtig zu wissen: Wer die Anatomie hinter den Chakren versteht, verliert die Angst vor den körperlichen Symptomen von Stress. Du erkennst: Dein Körper reagiert nicht „falsch“, er reagiert logisch.

Der „Knoten im Magen“ ist physiologisch messbar

Nehmen wir das dritte Chakra, das Manipura oder Solarplexus-Chakra. In der traditionellen Lehre steht es für Willenskraft, Durchsetzung und das „innere Feuer“. Ist dieses Chakra blockiert, fühlen wir uns machtlos, wütend oder extrem gestresst.

Schauen wir uns nun die medizinische Landkarte deines Körpers an. Exakt an dieser Stelle, unterhalb des Zwerchfells, liegt der Plexus Solaris (Sonnengeflecht).

Das ist kein esoterisches Konzept, sondern ein massives Geflecht aus Nervenfasern des vegetativen Nervensystems. Dieser Plexus ist eine Schaltzentrale für deine Stressreaktion.

Was passiert bei Stress wirklich?

Wenn du dich bedroht oder überfordert fühlst, „feuert“ dieses Nervengeflecht. Der Sympathikus (der Teil deines Nervensystems, der für Flucht oder Kampf zuständig ist) übernimmt das Kommando:

Die körperliche Reaktion:

  1. Die Verdauung stoppt sofort.

  2. Das Blut schießt in deine Muskeln.

  3. Du spürst sprichwörtlich, wie sich der Magen zusammenzieht – der klassische „Knoten“.

Was die alten Yogis wussten (und die Medizin bestätigt)

Wenn die alten Schriften von einem „Übermaß an Feuer“ im Solarplexus sprechen, beschreiben sie physiologisch gesehen oft einen chronisch übererregten Sympathikus – einen dauerhaften Alarmzustand.

Genau hier setze ich in den Einzelstunden an. Wir nutzen dabei fundierte körperliche Übungen und Atemtechniken, um dieses Nervengeflecht direkt anzusprechen. Wir regulieren deine Physiologie, damit dein Kopf wieder klar denken kann.

Merke: Wir erden das energetische Konzept in der körperlichen Realität. Wir nutzen die Bewegung und den Atem, um das Nervengeflecht im Oberbauch auch mechanisch zu beruhigen. Das ist angewandte Neurophysiologie, die das alte Wissen bestätigt.

Dein Tipp für den Alltag: Atmen gegen den Widerstand

Aus meinem Hintergrund im Leistungssport weiß ich: Struktur gibt Halt. Wenn du das nächste Mal Stress im Oberbauch spürst, versuche nicht, ihn „wegzudenken“.

Die Sofort-Maßnahme:

  • Lege eine Hand auf deinen Oberbauch.

  • Atme tief gegen diesen Widerstand ein, sodass sich die Hand hebt.

  • Signalisiere dem Plexus Solaris rein mechanisch über die Atembewegung: „Es ist sicher. Du kannst runterfahren.“

Ob wir es nun „Chakra-Arbeit“ oder „Regulation des vegetativen Nervensystems“ nennen: Das Ziel ist, dass du wieder sicher und stabil in deinem Körper ankommst.

Buch-Tipp: Wenn du tiefer in die Verbindung von medizinischem Hintergrund und yogischer Tradition eintauchen möchtest, findest du umfassende Informationen und weitere Übungen in meinem Buch zum Manipura Chakra (aus der 7-bändigen Reihe).

Namaste, Thomas