Patanjali’s Yoga Sutras (Kapitel 1)
1. Kapitel (Theorie des Geistes)
- Nun wird Yoga erklärt.
- Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Gedanken im Geist.
- Dann ruht der Wahrnehmende (Sehende) in seinem wahren Wesen.
- In allen anderen Zuständen identifiziert sich der Wahrnehmende mit seinen Gedanken.
- Es gibt fünf Arten von Gedankenwellen. Einige davon sind schmerzhaft, andere nicht.
- Die fünf Arten von Gedankenwellen sind korrektes Wissen, Irrtum, Einbildung, Schlaf und Erinnerung.
- Direkte Wahrnehmung, Schlussfolgerung und Aussagen anderer führen zu rechtem Wissen.
- Irrtum ist getäuschtes Wissen und passt nicht zur Natur der Sache.
- Einbildung entsteht aus einer Wortfolge ohne Bezug zur Wirklichkeit.
- Die Gedankenwelle ohne konkreten Geistesinhalt wird Schlaf genannt.
- Erinnerung ist das Behalten vergangener Erfahrungen.
- Übung und Nichtanhaften führen zur Ruhe des Geistes
- Übung ist ständige Bemühung um diese.
- Die Übung bekommt ein festes Fundament, wenn sie lange Zeit ohne Unterbrechung und mit aufrichtiger Hingabe ausgeführt wird.
- Nichtanhaften ist der Bewusstseinszustand, in dem das Verlangen nach sichtbaren und unsichtbaren Objekten aufgehört hat.
- Der höchste Zustand des Nichtanhaftens entsteht durch Erkenntnis des Selbst und ist frei von Gier nach den Eigenschaften der Natur.
- Samprajnata Samadhi (Samadhi mit Erkenntnis) wird von Denken, Überlegen, Freude und reinem Ich-Gefühl begleitet.
- Asamprajnata Samadhi entsteht, wenn durch Übung alle geistigen Inhalte zur Ruhe gebracht wurden und nur unmanifestierte Eindrücke verbleiben.
- Asamprajnata Samadhi kommt von Geburt an zu denen, die früher Körperlosigkeit oder Verschmelzung mit Prakriti erlangt haben.
- Für andere kommt Asamprajnata Samadhi durch Glauben, Energie, Erinnerung und klares Bewusstsein.
- Den intensiv Strebenden ist Samadhi nahe
- Das Streben nach Befreiung kann mäßig, mittelmäßig oder intensiv sein.
- Erfolg (Befreiung) kommt auch durch Hingabe an Gott.
- Isvara ist ein besonderes Bewußtseinszentrum frei von Leid, Karma und Wünschen.
- In Ihm ist der Same der Höchsten Allwissenheit.
- Er ist der ursprüngliche Lehrer, unbegrenzt durch Zeit.
- Das Ihn offenbarende Wort ist OM.
- Ständige Wiederholung von OM mit Gefühl und Bewusstsein seiner Bedeutung führt zu Isvara bzw. Samadhi.
- Die Wiederholung von OM verhilft zu erleuchteter Innenschau und zum Verschwinden aller Hindernisse.
- Die Hindernisse für die Verwirklichung sind Krankheit, geistige Trägheit, Zweifel, Gleichgültigkeit, Faulheit, Verlangen nach Vergnügen, Täuschung, die Unfähigkeit zur Konzentration und Ruhelosigkeit des Geistes durch Ablenkung.
- Schmerz, Depression, Nervosität und unregelmäßige Atmung sind die Symptome eines zerstreuten Geistes.
- Zur Beseitigung dieser Hindernisse sollte man einen Aspekt der Wahrheit üben.
- Der Geist wird durch die Entwicklung von Freundlichkeit, Mitgefühl, Heiterkeit und Gleichmut gegenüber Vergnügen, Schmerz, Laster und Tugend klar.
- Dies wird auch durch das Ausstoßen und das Zurückhalten des Atems erreicht.
- Wenn die höheren Sinne aktiv werden, kommt Festigkeit des Geistes.
- Oder durch Vergegenwärtigung des leuchtenden Lichts jenseits allen Leidens.
- Oder durch Konzentration auf jemanden, dessen Geist den Bereich von Gier und Verhaftung transzendiert hat.
- Oder durch Meditation über Wissen aus Traum oder Tiefschlaf.
- Oder durch eine Meditationsart, die einem angenehm ist.
- Die Meisterschaft eines Yogi erstreckt sich vom kleinsten Atom bis zur höchsten Unendlichkeit.
- Sind die Gedanken zur Ruhe gekommen, wird der Geist transparent wie ein Kristall, der die Farbe des davorstehenden Objektes annimmt; verschmelzen der Wahrnehmende, das Wahrgenommene und die Wahrnehmung, so ist das die Versenkung.
- Die Versenkung, in der Worte, Bedeutung, Wissen und Vorstellung miteinander vermischt sind, wird Savitarka genannt.
- Im Nirvitarka-Zustand ist der Geist frei von Subjektivität, gereinigt von früheren Eindrücken und reflektiert so wahres Wissen.
- Durch dies ist auch Savichara, Nirvichara und das, was noch subtiler ist, erklärt.
- Der Zustand des Samadhi, der sich mit subtilen Objekten beschäftigt, erstreckt sich bis zum unmanifestirten Zustand.
- Alle diese sind jedoch nur Samadhi mit Samen.
- Durch das Erfahren und Verfeinern von Nirvichara Samadhi kommt innere Erleuchtung.
- Das Wissen, das in diesem Zustand erlangt wird, ist wahres Wissen.
- Wissen aus Zeugnis und Folgerung ist dem Wissen aus höheren Zuständen des Bewusstseins nicht gleich; denn es ist auf ein bestimmtes Objekt gerichtet.
- Die daraus entstandenen Eindrücke (Samskara) ersetzen alle anderen.
- Wird auch dieses zur Ruhe gebracht und so alles zur Ruhe gebracht, tritt man in den samenlosen Zustand des Samadhi.
Quelle: „Die Yogaweisheit des Patanjali für Menschen von heute“
ISBN: 978-3-928632-81-2 Via Nova Verlag